Einen Hundesalon, in dem wirklich nur das Wohl der Tiere zählt … … den vermisste Hundefriseurin Nina Böhme. Also gründete sie ihn einfach selbst! Und fand bei den Schiffzimmerern die perfekten Räume. 9 und liebevollen Rundum-Behandlung, auch wenn eine Sitzung im Schnitt 85 Euro kostet. „Oft sagen die Kunden zu ihren Hunden: ‚Sei schön brav, damit wir immer wiederkommen dürfen!‘ Das ist richtig süß“, freut sich Böhme. Die meisten kommen be- reits jetzt auf Empfehlung in den noch kein Jahr alten Salon – quasi direkt von der Hundewiese. Beim Ladenlokal war es für Schiffszimmerer- Mitglied Nina Böhme Liebe auf den ersten Blick. Ihr Vater packte beim Renovieren mit an, ihre Verlobte half als Architektin bei der Interieurplanung, eine befreundete Markendesignerin bei Namensfindung und Logodesign. „Ich fühle mich rundum wohl in der Fuhlsbüttler Straße, vor allem dank der tollen Nachbarn. Täglich winken mir Menschen durchs Fenster zu oder bleiben kurz stehen, um beim Fri- sieren zuzuschauen. Ich habe mich hier gefunden.“ Panoramaplatz „Ich bin wahr- scheinlich die einzige Hunde- friseurin in Hamburg, der man durchs Schaufenster bei der Arbeit zusehen kann“, schätzt Nina Böhme. Ohlsdorf Auf den Gedanken, Hundefriseurin zu werden, kam Nina Böhme, als sie vergeblich ver- suchte, für ihren eigenen Hund einen Termin zur Fellpflege zu bekommen. „Früher hatte ich sogar einen Hundesalon in der Nachbarschaft, dachte aber zugegebenermaßen: Das ist doch kein richtiger Job!“ Viele haben das Vorurteil, dass nur Menschen ihren Hund zum Friseur bringen, die ihn aus Exzen- trik vermenschlichen „und abends mit ins Bett neh- men“, wie Nina Böhme lachend sagt. Aber: weit gefehlt! „Gerade bei Allergikerhunden wächst das Fell bis ins Unendliche, wenn man nichts tut.“ Und auch viele Langhaarrassen brauchen regelmäßige Pflege, damit ihr Pelz nicht schmerzhaft verzottelt. Wer zu lange wartet, riskiert, dass der beste Freund schließlich geschoren werden muss wie ein Schaf. Als Böhme also mit ihrem kleinen Fellknäuel auf Coiffeur-Suche war, konnte sie feststellen: Es gab Bedarf, denn alle Hundefriseure waren hoffnungslos überlaufen. „Zum Schluss hatte ich bei einem Salon Glück, der auch ausbildete. Mein Sozialökono- mie-Studium lag mir nicht besonders, also ent- schied ich: Probieren kannst du es ja!“ Der Erfolg gab ihr bald recht. Obwohl die Bezeichnung „Hun- defriseur“ in Deutschland mit keinerlei Auflagen verbunden ist und die Ausbildung maximal acht Wochen dauert, braucht man bestimmte Attribute („Gelassenheit, Empathie und Durchsetzungskraft“), um dauerhaft einen guten Job zu machen, weiß Nina Böhme. Von ihren Ausbildern als Naturtalent erkannt und direkt übernommen, hatte sie endlich ihren Traumberuf gefunden. Dennoch entschied Böhme nach einem Jahr, es auf eigene Faust zu ver- suchen. „Ich wollte meine eigene Chefin sein, mei- ne eigenen Prioritäten setzen. Meine Eltern waren auch selbstständig und haben mir das vorgelebt.“ Viele Hundesalons rechnen im Viertelstunden- takt ab und verpassen den Vierbeinern unter Zeit- druck die Prozedur, die ihre – mehr oder weniger informierten – menschlichen Kunden vorgeben, erklärt uns Böhme. „In meinem Laden gibt es Fest- preise pro Behandlung und ich nehme mir so viel Zeit, wie es eben dauert. Weder die Kunden noch ich sollen auf die Uhr schauen, außerdem gebe ich Pflegetipps, höre zu, kommuniziere immer transpa- rent und schicke sie während der Behandlung nicht weg.“ Bisher sind alle begeistert von der achtsamen l e t r e O i s a h t t a M : s o t o F AUSGABE FRÜHLING 2023