Abfall vermeiden In und um Hamburg entstehen immer mehr Unverpacktläden und Bio-Ge- schäfte. Aber auch im herkömmlichen Supermarkt können Sie darauf achten, Verpackungen zu reduzieren. Probieren Sie vielleicht einmal neue Kosmetikprodukte aus, zum Beispiel mikroplastikfreies Sham- poo am Stück oder langlebige Holzrasie- rer, bei denen man nur die Klinge tauschen muss. Auswaschbare Baumwolltücher statt Küchenrolle oder Wattepads, Zahn- bürsten aus dem schnell nachwachsenden Rohstoff Bambus: Es gibt viele Möglich- keiten, der Wegwerf-Routine zu entkom- men. Ein einfacher Umstieg, den heutzu- tage fast alle Supermärkte ermöglichen: Mehrwegflaschen und -gefäße kaufen. Und wenn Sie Toiletten- oder sonstiges Papier erstehen, versuchen Sie es doch einmal mit der Recycling-Variante. Denn das schützt nicht nur den Rohstoff Holz, sondern verbraucht auch viel weniger Wasser und Energie während des Herstel- lungsprozesses. Regional essen Wenn Sie regionale Produkte kaufen, un- terstützen Sie dadurch nicht nur Betriebe in Ihrer Umgebung, sondern sparen indi- rekt auch jede Menge Energie, die beim Ferntransport von Waren aus Südeuropa und Übersee gebraucht wird. Bananen, Avocados, Mangos und Ananas überque- ren meist den Atlantik, bevor sie bei uns landen. Ganz zu schweigen vom hohen Wasserverbrauch, der für ihren Anbau be- nötigt wird. Die Energiebilanz Ihrer Lieb- lingsprodukte können Sie ganz einfach im Internet nachlesen. Es gibt sogar Apps (zum Beispiel die „NABU Siegel-Check“- App), mit denen Sie bereits im Supermarkt die Etiketten scannen und nach diversen Kriterien vergleichen können. Ein infor- mierter Einkauf ist der beste Weg zu einem klimaschonenden Speiseplan. Auch der Fleischkonsum ist ein großes Thema. Denn die internationale Massen- tierhaltung hat nicht nur viele Millionen für Tierfutteranbau abgeholzte Hektar Regenwald auf dem Gewissen, sondern erzeugt auch einen enormen Treibhaus- gas-Ausstoß – durch die Verdauungspro- zesse unzähliger Tiere. Wer seinen Kon- sum bewusster gestaltet und auf Bio-Qua- H G EFRA G T A C N „Etwas beitragen“ Auch Alexandra Chrobok aus dem Vorstand des Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften e. V. möchte ihr Leben klimaschonender gestalten. Einige ihrer Erfahrungen: „Eine Talkrunde mit der Meeresbio- login Antje Boetius hat bei uns zu Hause das Bewusstsein für unsere Verantwortung beim Klimaschutz geweckt. 2019 hörten wir – im Urlaub, auf unserer zweiten Flugrei- se des Jahres – die Wissenschaftle- rin beschreiben, wie ernst die Lage der Meere und des Klimas ist. Da entschieden wir, in Zukunft aufs Fliegen zu verzichten. Und überle- gen seitdem, was wir verändern können. Früher hatten wir zwei Autos – völlig unnötig. Wir sprechen uns ab, und wer es dringender braucht, bringt den anderen zur Bahn. Wir sind große Fahrrad-Fans und nehmen unsere E-Bikes neuerdings sogar per An- hänger mit in den Urlaub, wo sie dann unser naturnahes Fortbewe- gungsmittel sind. Diesen Frühling wollen wir eine Streublumenwiese anlegen: Solche Projekte gibt es auch in Genossenschaftsobjekten, sie tragen zur Artenvielfalt und damit auch zum Klimaschutz bei. Fleisch essen wir nicht mehr; die Zustände in der Massentierhaltung haben mir schon den Appetit verdorben, bevor ich über die Kli- ma-Auswirkungen Bescheid wusste. Zur Müllvermeidung kaufe ich möglichst unverpackt ein. Aktuell versuche ich mich an Bio-Kosmetik. Nicht alles funktioniert wie ge- wohnt, aber mit der Zeit findet man in fast allen Lebensbereichen Alternativen. Meine Einkaufsent- scheidungen dauern nun oft etwas länger als früher –, aber sie fühlen sich definitiv besser an.“ 15 lität setzt, kann zumindest davon ausge- hen, dass, verglichen mit herkömmlichen Produkten, zwei Drittel weniger fossile Energieträger involviert sind – ein erheb- licher Klimabonus! Teilen statt besitzen Wie häufig im Jahr benutzen Sie Ihren voll- automatischen Fensterreiniger? Ihren Piz- zastein? Oft ist es eine gute Idee, sich beim Smalltalk mit den Nachbarn über geplante Käufe auf dem Laufenden zu hal- ten. Vielleicht reicht ja ein Gerät für meh- rere Haushalte! Effizienter, also reduzierter Konsum ist eine der wirksamsten und sim- pelsten Waffen gegen den Klimawandel. Gleiches gilt beim Thema Mobilität. Das eigene Auto stehen lassen oder gar ab- schaffen und je nach Wohnlage auf die öffentlichen Verkehrsmittel in Kombina- tion mit Carsharing-Dienstleistungen und Fahrrad oder E-Bike umzusteigen ist nicht nur gut für Luft- und Lebensqualität in unseren Städten, sondern spart vielen Haushalten auch bares Geld. Rechnen Sie mal nach, wie viel Ihr Auto Sie im Jahr kos- tet, und prüfen Sie dann, wie oft Sie es nutzen und welche Wege auch anderwei- tig gut zu bewältigen wären. Auch regel- mäßige Fahrgemeinschaften sind ein gro- ßer Schritt in die richtige Richtung. Bewusst reisen Beim jetzigen Stand der Technik fressen Flugreisen leider jedes Jahr ein riesiges Loch in unsere individuelle CO2- und Energiebilanz. Prüfen Sie deshalb sorgfäl- tig, ob Flugreisen, zumindest diejenigen innerhalb Deutschlands oder in unsere Nachbarländer, in Ihrer Urlaubsplanung alternativlos sind. Bahn-, Autobus- oder selbst Autoreisen sparen nicht nur Energie und Schadstoffe im Vergleich zum Luft- verkehr, sondern sind auch stressfreier und – von Tür zu Tür gerechnet – oft nur mit einem geringfügig größeren Zeitauf- wand verbunden. Legen Sie bei längeren Fahrten idyllische Zwischenstopps ein, beginnen Sie den Urlaub direkt vor der Haustür und nicht im hektischen Terminal, genießen Sie das entschleunigte Unter- wegssein. Gerade beim Reisen kann ein klimafreundliches Umdenken oft für ganz neue, wunderbare Ferienerlebnisse und Entdeckungen sorgen. AUSGABE FRÜHLING 2022 t s a u Q n e h c o J : o t o F